Effektive Milbenbekämpfung in der Geflügelhaltung

Milben (Acari) sind eine Unterklasse der Spinnentiere (Arachnida) im Stamm der Gliederfüßer. Milben stellen mit etwa 50.000 bekannten Arten in 546 Familien die artenreichste Gruppe der Spinnentiere. Da zu ihnen die kleinsten Gliederfüßer (Arthropoda) gehören, ist davon auszugehen, dass viele Arten noch nicht entdeckt wurden. In der Geflügelzucht ist eine der bekanntesten die

Milben

Rote Vogelmilbe

Lat. Bezeichnung: Dermanyssus gallinae

  • Aussehen: 0,7-1 mm groß, nüchtern flach-oval, grauweiß; nach Blutaufnahme walzenförmig dunkelrot bis schwarzblau
  • Wirte: diverse Vogelarten, wirtschaftlich bedeutsam insbesondere Hühner (gelegentlich auch Menschen und andere Säuger)
  • Temporär stationärer Parasit: Hühner werden nachts befallen
  • Saugakt 30 – 60 min alle 2 – 4 Tage, meist 5 – 11 h nach Beginn der Dunkelheit
  • Tagsüber in Verstecken (Ritzen, Rohre, dunkle Ecken)
  • Bei hoher Milbendichte auch einige Milben tagsüber auf Hühnern (z.B. Schnabelwinkel, äußerer Gehörgang, Schenkel- und Flügelbeuge oder Rückengefieder)

Stadien: Ei – Larve – Nymphe 1 (blutsaugend) – Nymphe 2 (blutsaugend) – Adulte

  • Entwicklungsdauer einer Generation: 5-12 Tage (unter günstigen Bedingungen)
  • Günstige Bedingungen: 20-30°C, 70-90% r.L.
  • Tod bei unter -20°C oder über 45°C; Milben empfindlich bei niedriger Luftfeuchte
  • Überlebensdauer adulter Milben ohne Nahrung: 5-9 Monate (evtl. länger)!
  • Sommer mehr als im Winter
  • Milben in allen Haltungssystemen
  • Nach Einschleppung in einen neuen Stall dauert es meist 4-6 Monate bis eine problematische Dichte erreicht ist
  • Einschleppung: Wildvögel, Personen

Probleme durch Rote Vogelmilben:

  • Juckreiz und Unruhe im Stall: Federpicken, Kannibalismus!
  • Blutverlust: Anämie – Leistungsdepression, Immunschwäche
  • Übertragung von Krankheitserregern: diverse Bakterien [E.coli, Pasteurellen, Rotlauf (Erysipelothrix rhusiopathiae), Salmonellen], Viren

               —–► Legeleistungseinbußen, Tierverluste!!!

Diagnose von Milbenbefall 

  • Schlupfwinkel absuchen: Auflageflächen von Sitzstangen, Ecken und Winkel der Slats, Auflageflächen der Legenestdeckel, Rohre ohne Deckel, Tränkenippel
  • Häufig besonders im oberen Drittel einer Voliere
  • Bei hoher Milbendichte können Weibchen u. Nymphen in Verstecken zu Klumpen aggregiert sein
  • In jedem Stalleinrichtungssystem finden sich Rote Vogelmilben an bestimmten Prädilektionsstellen (z.B. unter einer breiten Futteraufhängung)
  • Vorbericht: Nervosität, Kannibalismus vor 3 Tagen Neueinstallung, Stall hatte lange leer gestanden, jetzt fallen Hühner tot um (blasses Aussehen)
  • Differentialdiagnose: Nordische Vogelmilbe (Ornithonyssus sylviarum) alle Entwicklungsstadien permanent stationär! Eier in Klumpen an der Basis der Federn
  • „schwarze Punkte“ (Milben) auf Eiern
  • bei starkem Befall: Tröge/Tränken

Milben2

Hilfsmittel zur Diagnose im Stall

  • spezielle Milbenfallen
  • ineinandergesteckte Eierpappen, Rohre etc. (Schlupfwinkel für Milben)
  • Mikroskopische Untersuchung von Kot aus der Kotgrube (Milben u. Milbeneier)

Vorgehen bei der Milbenbekämpfung

  1. Nach dem Ausstallen und Ausmisten im noch warmen Stall chemische Milbenbekämpfung (mit den Wirkstoffen rotieren!)
  2. Gründliche Reinigung auch zur Entfernung von Milbennestern
  3. Desinfektion mit einem auch Milbeneier abtötenden chemischen Mittel (z.B. FL-Des Allround® oder 2. Desinfektion mit kresolhaltigen Mitteln)
  4. Aufbringung von amorphem Kieselgur *
  5. Regelmäßige Kontrolle von Milbenverstecken und bereits bei geringem Befall erneut eingreifen z.B. direkt am Tier mit Protect BIRD

Pumpe

*Robuster Pulverzerstäuber: Blasebalgprinzip, Sparsame und gezielte Ausbringung , gleichmäßige Verteilung, einfache und bequeme Handhabung, Zum Ausbringen von Pulver, Puder, Steinmehl, Silikatstaub, Staub, Diatomeenerde, Kieselgur, Flohpuder. Zur Milbenbekämpfung z.B. im Hühnerstall bestens geeignet.

Prophylaxe 

Behandlung der Voliereneinrichtung mit flüssigen Silikaten (z.B. Desintec M-Ex Fluid®; Fossil Shield 90.0® etc.¸ Intermitox) = Natürliche und synthetische amorphe Kieselsäuren:

  • zerstört schützende Lipidschicht der Epicuticula der Milben
  • verletzt die Gelenke der Milben

die Milben trocknen aus und sterben!

Chemische Behandlung von Milbenbefall

Arzneimittel zur Anwendung am Tier

ByeMite®, Wirkstoff Phoxim: (Organophosphat) Hemmung der Acetylcholinesterase, Dauererregung Zugelassenes Medikament in Österreich zur Behandlung am Tier auch für Menschen toxisch, daher 12h Wartezeit auf Eier, 25 Tage auf essbares Gewebe. Eier müssen in dieser Zeit verworfen werden. 

Frei verkäufliche Biozide für den belegten Stall (bei sachgemäßer Anwendung), aber NICHT am Tier (Beispiele): Intermitox®, Cypermethrin (Pyrethroid): Übererregung an den Na-Kanälen der Nerven; viele Resistenzen CBM 8® MV, Abamectin (Makrozyklisches Lakton): schlaffe Lähmung (Bindung an GABA-Rez.); viele Resistenzen

Vorgehen bei Durchführung einer chemischen Behandlung:

  1. Gebräuchslösung mit empfohlener Wirkstoffkonzentration!
  2. Stall sollte (noch) warm sein
  3. Atemschutzmaske + Schutzkleidung verwenden!
  4. Behandlungen sollten 2 – 3 x im Abstand von je einer Woche wiederholt werden!

Physikalische Behandlung von Milbenbefall

(besonders effizient in Kombi mit chem. Bekämpfung):

leeren Stall aufheizen (60°C/2h; 45°C/mehrere h)

  • Flammenwerfer, Heißluftgebläse
  • Anlagen zur Vernichtung von Milben in Sitzstangen (Verstecken) durch Wärmebeh.
  • Flüssiger Stickstoff
  • Trockeneis

Probleme: Schäden an Stalleinrichtungen, Kosten

Moderne/Alternative Bekämpfungsstrategien:

  • Natürliche Feinde: Raubmilben, z.B. Dutchys® der Fa. Refona; AVX Predator ®Milben der Fa. Avian vaccine xperts (Stratiolaelaps scimitis, früher: Hypoaspis miles) (SPF? Salmonellen?)
  • Pflanzliche Extrakte, z.B. Knoblauch als Repellenz (Wirksamkeit? Geschmack Eier?)
  • DDRA (Duck Dermanyssus Repellent Allomone) NoReds®, Hersteller IRSEA: weibliche Milben werden durch Feromone verwirrt, saugen kein Blut mehr, stoppen Koloniebildung (Wirksamkeit?)
  • Impfung: z.Z. in der Entwicklung (Fa. LTZ zusammen mit der Universität Leipzig)

Es gibt die verschiedensten Hersteller und Anbieter für oben genannte Produkte. Aus eigener Erfahrung kann ich z.B. folgende Adresse empfehlen: http://www.milbenmeister.net , bei starkem befall kann auch ein Tierarzt hinzugezogen werden. Der beste Schutz gegen Milben ist aber immer die Vorbeugung. Das bedeutet man sollte in seinen Stall so gut wie möglich die „verstecke“ der Milben abdichten und die Tiere ständig auf Milbenbefall zu kontrollieren.